BARF – Biologisch Artgerechtes Rohes Futter

BARF – was anfangs von einigen wenigen Hundehaltern als exotische Fütterungsvariante betrieben wurde und sich zum Trend entwickelte, ist heute als durchaus übliche Fütterungsart etabliert. Fast jeder Hundehalter hat das Wort schon einmal gehört. Was aber steckt hinter den vier Buchstaben, die im deutschsprachigen Raum für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ stehen?

BARF – Was ist das?

BARF als Fütterungsform für Hunde oder auch Katzen ist ein Teilgebiet der Frischfütterung, genauer gesagt der Rohfütterung. Darunter wird verstanden, dass der Tierhalter das Futter für den geliebten Vierbeiner nicht fertig im Zoofachgeschäft kauft, sondern es selbst, also frisch, zubereitet. Im Falle der Rohfütterung wird das Futter außerdem nicht gekocht, sondern in rohem Zustand verfüttert. BARF als Rohfütterungsart unterscheidet sich dahingehend von anderen Konzepten, bei denen (vorwiegend) rohe Zutaten verwendet werden, als dass die Aufteilung der Ration bestimmten Regeln folgt. Es wird also nicht einfach irgendwie roh gefüttert, sondern eine Art Bauplan für die Ration beachtet: Das Beutetierprinzip. Diese Regeln leiten sich im Grunde genommen aus dem „A“ in BARF ab, denn artgerecht bedeutet nichts anderes als eine Orientierung an der ursprünglichen Lebensweise einer Tierart. Da heute nicht mehr wirklich nachvollziehbar ist, wie sich frühe Hunde zum Zeitpunkt der Domestikation ernährt haben, dient im Falle des Hundes die Ernährung seines direkten Vorfahren, nämlich des Wolfes, als Vorbild. Und da Wölfe Beutetiere mit Haut und Haar fressen, folgt der Aufbau einer BARF-Ration dem eines Beutetieres und berücksichtigt auch andere Komponenten, die ein Wolf zu sich nimmt. Wölfe fressen als s. g. fakultative Karnivore nämlich nicht nur das Beutetier, sie fressen zusätzlich auch Kräuter, Beeren und den Kot von Pflanzenfressern. Deswegen werden im Kot von Wölfen regelmäßig auch derartige Bestandteile gefunden. Weil die Wolfsnahrung eben nicht zu 100 % aus Fleisch zusammengesetzt ist, besteht eine BARF-Ration zu einem gewissen Teil, nämlich zu 20-30 % aus pflanzlichen Zutaten besteht und zum Rest, also zu 70-80 %, aus tierischen Zutaten. Letztere werden nochmals unterteilt in 50 % durchwachsenes Muskelfleisch, 15 % Innereien, 15 % rohe, fleischige Knochen und ggf. 20 % Pansen. Das orientiert sich am Aufbau eines typischen Beutetiers wie etwa einem Reh oder Hasen. Weil mit dieser Aufteilung ein Beutetier nicht perfekt nachgeahmt werden kann und Fleisch aus heutigen Haltungsbedingungen nicht die gleiche Qualität aufweist wie das, was freilebende Tiere in der Natur vorfinden, wird die Ration mit einigen wenigen Zusätzen ergänzt, um gewisse Nährstoffdefizite auszugleichen. Wichtig ist hier insbesondere eine Ergänzung mit jodhaltigen Seealgen, weil bei B.A.R.F. eben nicht das ganze Beutetier gefüttert wird und somit die Hauptjodquelle, nämlich die Schilddrüse des Beutetiers, nicht mit im Napf landet. Außerdem muss in der Regel etwas Lebertran ergänzt werden, um die Vitamin-D-Zufuhr des Hundes sicherzustellen.

Welche Vorteile hat BARF?

Nun mag man sich die Frage stellen, warum ein Tierhalter den Aufwand betreiben und ein Beutetier „nachbauen“ sollte, wenn es doch so einfach ist, im Supermarkt einen Sack Trockenfutter zu kaufen. Natürlich kann man nicht leugnen, dass das wesentlich unkomplizierter wäre. Aber BARF hat einige Vorteile gegenüber Fertigfutter, weshalb manch ein Hundehalter keine Mühen scheut, um seinen Hund in den Genuss dieser Vorzüge zu bringen. So erwartet den Hund laut einer Untersuchung der belgischer Wissenschaftler Gerard Lippert und Bruno Sapy statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung, wenn Frisches im Napf landet, statt Fertignahrung. Der Tierhalter selbst muss sich nicht mit verwirrenden Futtermitteldeklarationen herumschlagen und darüber nachdenken, was sich wohl hinter dem Begriff „Fleischmehl“ verbergen könnte. Bei BARF werden auch keine gesundheitsschädlichen Zusatzstoffe wie synthetische Vitamine oder krebserregende Antioxidantien eingesetzt, die leider in manchen Fertigfuttersorten zu finden sind. Außerdem kann verschiedenen Untersuchungen zufolge das Risiko fütterungsbedingter Krankheiten wie etwa Zahnstein oder Magendrehungen sinken, wenn wie bei BARF üblich, kohlenhydratarm gefüttert wird. Auch Haut- und Gelenkerkrankungen sollen Studien zufolge durch Frischfütterung weniger wahrscheinlich sein. Und die Fütterung ist sehr individuell: Im Zeitalter zunehmender Allergien verträgt ein Hund vielleicht die eine oder andere Fleischsorte nicht – bei BARF kann man diese ganz einfach weglassen. Hingegen ist es oft schwierig, ein passendes Fertigfutter für einen Allergiker zu finden. Was den Halter ebenfalls freut, ist die verminderte Kotmenge. Dadurch, dass bei BARF keine „Füllstoffe“ im Napf landen, werden die Häufchen kleiner. Und zu guter Letzt beschert diese Fütterungsart dem Hund auch noch zusätzliche Freude und befriedigt sein Kaubedürfnis in höherem Maße.

Welche Nachteile hat BARF?

BARF ist natürlich nicht der heilige Gral der Hundeernährung und selbstverständlich weist auch diese Fütterungsart gewisse Nachteile auf. So ist der höhere Zeitaufwand bei BARF nicht von der Hand zu weisen. Sicherlich ist die Fütterung aus dem Trockenfuttersack schneller erledigt als bei einer selbst zusammengestellten Ration. Außerdem erfordert BARF einen wesentlich höheren Platzbedarf. Die Zutaten müssen irgendwo gelagert werden und weil rohes Fleisch bekanntermaßen schnell verdirbt, muss eine Kühltruhe zur Verfügung stehen. Außerdem muss ein Tierhalter, der sein Tier barfen möchte, sich wesentlich intensiver mit der Fütterung befassen als im Falle von Industriefutter. Man kann nicht einfach Hackfleisch im Supermarkt kaufen, das in den Napf geben und davon ausgehen, dass der Hund damit gut versorgt ist. Es ist wichtig, einen ausgewogenen Futterplan zu erstellen. Dabei helfen Ihnen unsere BARF-Rechner.

Neben diesen praktischen Nachteilen nehmen mit der Rohfütterung auch einige Risiken hinsichtlich der Nährstoffversorgung und auch der Belastung mit Krankheitserregern zu. In diesem Zusammenhang werden häufig Salmonellen oder Würmer erwähnt. Bei genauerer Betrachtung werden diese Risiken aber relativiert. Fragt man beim Robert-Koch-Institut nach, so erfährt man beispielsweise, dass die Ansteckung eines Menschen mit Salmonellen durch einen Hund nur theoretisch von Bedeutung ist, praktisch aber nicht dokumentiert wurde. Die Ansteckung würde entweder über den Kot des Tieres stattfinden oder über das rohe Fleisch selbst. Nun wäscht sich aber jeder vernünftige Tierhalter die Hände, nachdem er ein Häufchen eingesammelt oder das rohe Fleisch mit bloßen Händen angefasst hat. Damit lässt sich das Risiko offenbar erfolgreich minimieren. Mit Würmern sieht es ähnlich aus: Diese überleben das Einfrieren über eine Woche bei mindestens -17°C nicht. Wer, wie viele Barfer Frostfleisch füttert, muss sich bezüglich solcher Parasiten also keine Sorgen machen.

Häufig wird kritisiert, BARF sei nicht bedarfsdeckend. Aber auch bezüglich der Nährstoffversorgung ist die Sorge einer Mangelernährung unbegründet. Hält man sich an die B.A.R.F.-Regeln, ist diese eher unwahrscheinlich. Denn was kann den Bedarf eines Beutefressers besser decken als ein (nachgebautes) Beutetier? Wer die Verhältnisse in der Natur berücksichtigt, deckt den Nährstoffbedarf des Hundes, der darauf eingestellt ist, sich ebenso zu ernähren wie alle anderen Raubtiere auch, denn das Verdauungssystem von Hund und Wolf ist nahezu identisch, auch wenn einige Hunde sicherlich über mehr Gene zur Kohlenhydratverdauung verfügen mögen. Dennoch hat sich am grundsätzlichen Bedarf der Tiere nicht viel geändert, auch wenn ein Wolf, der nicht in Gefangenschaft lebt, sicherlich größere Futtermengen benötigt als ein Hund, der ein beschauliches Leben auf dem Sofa führt. Man darf hierbei nicht vergessen, dass Hunde Jahrtausende lang mit Futter ernährt wurden, welches nicht von Wissenschaftlern entwickelt oder nach bestimmten Plänen zusammengestellt wurde. Das ist in einigen Teilen der Welt heute noch immer so, denn Fertigfutter ist nicht in jeder Region so stark verbreitet wie man es in Mittel- und Westeuropa heute kennt. Wenn selbst zusammengestelltes Futter grundsätzlich nicht bedarfsdeckend wäre, ohne dass man eine ganze Reihe von synthetischen Zusätzen füttert, wären Hunde längst ausgestorben. Ganz offensichtlich sind sie das aber nicht der Fall.

Wie wird BARF umgesetzt?

Wer sein Tier barfen möchte, sollte sich zunächst genau über die BARF-Regeln informieren. Dazu stehen entsprechende Bücher zur Verfügung, auch im Internet finden sich zahlreiche Info-Seiten (z. B. www.barfers.de, https://mashanga-burhani.blogspot.de/), mit Hilfe derer jeder Tierhalter selbst einen Futterplan erstellen kann. Alternativ kann ein Plan bei einem Ernährungsberater beauftragt werden. Nachdem die theoretische Basis geschaffen ist, werden einige Utensilien benötigt. Neben dem üblichen Futternapf braucht ein Barfer einen Gefrierschrank, einen Pürierstab oder Mixer, Frischhaltedosen, eine Küchenwaage sowie ein scharfes Messer und ein Schneidebrett. Außerdem müssen die Zutaten beschafft werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche BARF-Shops sowohl im stationären Handel als auch online, in denen man von Hähnchenfleisch über Lammrippen bis zum Rinderpansen alles kaufen kann, was das Barfer-Herz begehrt. Einige Zutaten können auch im Lebensmittelhandel beschafft werden. In den Regalen größerer Supermärkte findet man preiswert Hühnermägen, Hühnerleber, Hühnerrücken oder –flügel sowie Gänseschmalz, sodass die Fütterung über eine gewisse Zeit auch damit gestaltet werden kann.

Die Fütterung selbst ist ebenfalls nicht so kompliziert und zeitaufwendig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Anfangs ist man sicherlich übermannt von all den Informationen und je mehr man liest, desto undurchsichtiger und vor allem aufwändiger scheint BARF zu sein. Aber diese anfängliche Unsicherheit legt sich mit der Zeit und später fragt man sich, was eigentlich das Problem war.

Es gibt viele Möglichkeiten, um einen Futterplan umzusetzen und die Komponenten, die bei der Fütterung wichtig sind, angemessen zu verteilen. Bei BARF ist es nicht wichtig, dass jede Zutat in jeder Mahlzeit im Napf landet. Es ist nicht von Belang, ob man täglich Innereien oder bestimmte Zusätze füttert, oder ob die erforderliche Menge auf drei oder vier Tage pro Woche verteilt wird. Hauptsache ist, die richtigen Verhältnisse werden über einen Zeitraum von ein oder zwei Wochen eingehalten und die Zusätze werden korrekt dosiert. Man halt verschiedene Möglichkeiten, die tägliche Fütterung zu gestalten. Es gibt beispielsweise das s. g. Komplettfutter, was mit unseren BARF-Rechnern berechnet werden kann. Dabei werden große Mengen einer Mischung, z. B. 5 oder 10 kg auf einmal, in einem Eimer vermischt und in Tagesportionen eingefroren. So gestaltet sich die tägliche Futtergabe sehr unkompliziert, weil lediglich eine Portion aufgetaut und in den Napf gegeben werden muss. Außerdem können alle notwendigen Zutaten natürlich auch gemäß eines s. g. Wochenplans verfüttert werden. Hierbei erfolgt die Gabe der Hauptkomponenten, also Muskelfleisch, Pansen, Innereien und Knochen über den Zeitraum einer Woche. Die Verteilung kann dann so angepasst werden, wie der Hund sie am besten verträgt und wie es für den Besitzer am unkompliziertesten ist. Um bezüglich der korrekten Aufteilung der Komponenten keine Fehler zu machen, ist es hierbei eine Hilfe, die Grundzutaten gleich im richtigen Verhältnis (siehe oben) zu kaufen: Wer 50 % Muskelfleisch, 20 % Pansen, 15 % Innereien und 15 % rohe, fleischige Knochen in der Kühltruhe einlagert, kann bezüglich des Aufbaus der Ration quasi keine Fehler mehr machen, sondern muss nur noch die Zusätze richtig dosieren, regelmäßig Obst und Gemüse pürieren und die Komponenten über eine Woche angemessen verteilen.

Welche Fehler sollte man bei BARF vermeiden?

Die BARF-Regeln sind nicht kompliziert, dennoch kann es vorkommen, dass bei der Rationsgestaltung Fehler gemacht werden, vor allem am Anfang. Neben der Vernachlässigung des Beutetierprinzips, also einem grundsätzlich falschen Aufbau der Ration durch zu hohe pflanzliche Anteile, zu großer Knochenmengen, dem Weglassen von Innereien oder notwendigen Zusätzen, wird häufig insgesamt zu energiearm gefüttert – es fehlt schlichtweg an Fett. Das ist insbesondere bei sehr agilen und sportlichen Hunden ein Problem. Die heute übliche, menschliche Abneigung gegen Lebensmittel mit hohem Fettgehalt wird auf das Tier übertragen. Das führt dazu, dass der Hund einerseits viel mehr (teures) Fleisch fressen muss, um sein Gewicht zu halten. Andererseits entstehen bei der Verdauung von zu energiearmen BARF-Rationen Eiweißabbauprodukte im Übermaß, die die Leber und die Nieren des Hundes auf Dauer schädigen können. Ein häufiger Fehler ist auch der Verzicht oder der übermäßige Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln: Jodhaltige Algen oder Lebertran als Vitamin-D-Lieferant haben ihren berechtigten Platz im Futterplan – aber nur, wenn sie richtig dosiert sind. Eine weitere Fehlerquelle ist auch die Verfütterung ungeeigneter Futtermittel wie etwa von rohem Schweinefleisch (das kann das für Hunde tödliche Aujezky-Virus enthalten), kehlkopfhaltigen Fleisch-Mixen (diese können Schilddrüsenerkrankungen begünstigen) oder giftigen Lebensmitteln (siehe Infobox). Umgeht man diese Fehler, steht einer gesunden, artgerechten Fütterung mit einem zufriedenen Besitzer und glücklichen Hund aber nichts mehr im Wege. Eine Zusammenfassung der Sicherheitshinweise bei BARF finden Sie hier.

Vorsicht für Hunde giftig!

Auberginen, Avocados, Eicheln, Gartenbohnen (roh), Gewürznelken, Holunderbeeren (roh), Hülsenfrüchte (roh), Kaffee, Kakao! / Schokolade!, Kartoffeln (roh), Macadamia Nüsse, Bittermandeln, Muskatnuss, Bambussprossen (unreif), Obstkerne, Paprika (grün und gelb), Quitten, Tomaten (unreif), Walnüsse (unreif), Weintrauben! / Rosinen!, Xylit (Süßstoff)! sowie Medikamente aus dem Humanbereich.

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